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Auch Zombies brauchen Liebe

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Verwesende und verfaulende Körper zieren die Straßen und Gassen der Stadt. Nie hat die Welt etwas derart Grausames gesehen; dunkle Wolken lassen kein Sonnenlicht hindurch und über den Häusern liegt ein schwerer Dunst. Die Stromversorgung ist nicht mehr gewährleistet, die Straßenlaternen flackern unregelmäßig und würden die Wege ohnehin nur unzureichend beleuchten.
Schlurfende Wesen wandeln durch die Straßen, sich gegenseitig nicht beachtend; ziellos laufen sie durch die Gegend. Es sind die Überlebenden einer Katastrophe, ihrer Sinne beraubt und ihres eigenständigen Handelns größtenteils nicht mehr mächtig.
Unsereins im 21. Jahrhundert nennt sie Zombies.
Und trotz der vorangegangenen Ereignisse (welche, sind zu vernachlässigen) haben diese Zombies, so brutal sie manchmal auch in diversen Medien dargestellt werden, einen gewissen Urinstinkt. So kommt es, dass sich zwei dieser werten Verwesungsgenossen in der Hempton Street/Ecke Walt Avenue begegnen.
„Eeeeeehhhh...", begrüßt der eine Zombie den anderen. Das Gespräch ist eröffnet.
„Sag nichts", erwidert der zweite Zombie, greift sich selbst an den Bauch und durch die angefaulte Hand durch. „Das ist für dich." Der Zombie hält nun seine Innereien in den Händen.
„...was soll ich damit?", fragt der erste.
„Na ja...andere verschenken ihr Herz und...ich dachte, vielleicht ist das ja etwas Originelleres."
Der erste Zombie schaut ratlos auf die ihm hingehaltenen Einzelteile. „Gib es zu, du hast dein Herz bereits verloren."
Traurig schaut der zweite Untote auf den Boden. „Ja. Es muss mir vor drei Tagen aus dem Brustkorb gefallen sein."
„Idiot."
„Aber ich liebe dich trotzdem. Mit ganzem Herzen!"
„Du bist ein herzloses Wesen."
„Technisch gesehen...aber es stimmt wirklich!"
„Ich weiß. Ich will dich doch nur necken." Er klopft dem zweiten Zombie scherzhaft auf die Schulter, woraufhin diesem jedoch der komplette Arm abfällt. „Sag mal, was hält dich eigentlich noch zusammen?"
„Ich will nicht darüber nachdenken. Sonst bekomme ich noch Kopfschmerzen."
Es stellt sich eine unangenehme Stille ein.
„Sag mal", fängt der zweite Zombie wieder an, „wie vermehren wir uns eigentlich?"
„Wir beißen andere."
„Hier gibt es aber nichts zu beißen." Ein nachdenklicher Augenblick verstreicht. „Wenn ich meinen Arm in die Erde einpflanze, wächst daraus dann etwas?"
„Wir sind keine Bäume."
„Schade."
Die beiden Zombies verlassen die Szenerie, Hand in Hand. Und nur ein im angrenzenden Vorgarten eines Hauses eingepflanzter Arm zeugt von dem Geschehenen.
Die Idee ist mir gekommen, als ich ein Bild von *dariasuu gesehen habe, namentlich "P A i N". Keine Sorge, es ist weder ekelig noch denke ich, dass jemals wirklich ein Zombie dargestellt werden sollte. Zombophobiker können also beruhigt sein. => [link]
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Comments9
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Neglea's avatar
Bereits mit dem ersten Satz spielte sich ein Kopfkino in mir ab, das durch deinen Schreibstil immer weiter angefeuert wurde. Man kann sich wirklich alles sehr gut vorstellen und der Text liest sich auch flüssig. Was mir besonders gefallen hat waren die Stellen mit "Du bist ein herzloses Wesen" und "Was hält dich eigentlich zusammen" (da konnte ich ein Grinsen nicht unterdrücken). Du hast definitv einen einzigartigen Humor und dein Schreibstil ist super. ;P